Donnerstag, 7. Juli 2016

Die Witwe von Fiona Barton

Ein Fall, der mich lange nicht mehr losgelassen hat.



Worum geht's?
Was ist nur mit der kleinen Bella passiert? Ihre Mutter lässt sie für kurze Zeit allein im Vorgarten spielen und plötzlich fehlt von dem Mädchen jede Spur. Für die Ermittler um Detective Bob Sparkes beginnt eine Suche, die das Team schon bald in eine schmutzige und bedrückende Szene führt. Ihr Hauptverdächtiger, der Lieferkurier Glen Taylor, treibt sich regelmäßig in Chatforen für Pädophile herum und auf seinem Rechner finden sich einige eindeutige Dateien. Natürlich bestreiten er und seine Frau alles. Da steht der Täter für die Medien aber schon fest. Für Glen und seine Frau wird das Leben von da an zum Spießrutenlauf. Seine Frau Jean bleibt trotzdem bei ihm und steht weiterhin hinter ihrem Mann. Doch dann stirbt Glen plötzlich und für Jean geht alles wieder von vorne los. Der Fall "Bella" ist längst nicht abgeschlossen, wie es scheint. Der Polizist, eine Journalistin, Bellas Mutter und Witwe Jean lässt das Geschehene nicht los.

Meine Meinung:
Die Witwe hat mich sehr berührt, so viel sei schon mal gesagt.
Das Cover ist bedrückend und düster, genauso wie auch das Thema. Ein kleines Mädchen verschwindet. Lebt sie noch? Wurde sie missbraucht? Alles Fragen, die die Beteiligten quälen.

Das Ermittlerteam hat schnell einen Verdächtigen und man begleitet sie auf der teilweise verzweifelten Suche nach Beweisen. Dabei habe ich richtig mitgefiebert und war teilweise genauso wütend wie Sparkes. Sie haben viele Beweise dafür, dass Glen ein Pädophiler ist und man merkt schnell, dass er und seine Frau irgendwas zu verheimlichen haben. Die beiden sind ein sehr komisches Paar und es gibt sogar Hinweise, die zu Bella führen.  Trotzdem scheint es keine Beweise zu geben, die diesen "widerlichen Kerl" endgültig überführen und hinter Gitter bringen könnten. Man kann den Ärger und die Verzweiflung der Ermittler richtig mitfühlen und überlegt selbst irgendwie die ganze Zeit, was denn noch unternommen werden könnte.

Was mich anfangs ein wenig irriteriert hat, ist der Aufbau von Die Witwe. Der Roman erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Nämlich aus der von Sparkes, der Witwe und der Journalistin. Genau das hat mir besonders gut gefallen. Man erlebt alles aus verschiedenen Blickwinkeln und hat dadurch gleich das Gefühl, näher dran zu sein. Es ist interessant und spannend zu erfahren, wie unterschiedlich die Beteiligten Geschehnisse bewerten und einschätzen. Und wie die Personen, wie zum Beispiel Glen und seine Frau, miteinander kommunizieren. Man merkt an vielen Stellen, dass Jean einen anderen Eindruck von Situationen oder von ihrem Mann hat. Das liegt natürlich auch daran, dass Glen seiner Ehefrau eben nur das erzählt, was er ihr gegenüber preisgeben möchte. Er teilt mit ihr nur seine Sicht, die die Realität häufig verzerrt.
Genau das ist es, was mir an diesem Buch so gut gefallen hat. Ein Sachverhalt und vier verschiedene Blickwinkel, vier verschiedene Wahrnehmungen und vielleicht auch vier verschiedene Wahrheiten? Wer schätzt die Lage richtig ein? Wer beeinflusst wen? Und was weiß die Witwe?

Die Charaktere waren sehr gut beschrieben und dargestellt. Jeder hat schnell ganz unterschiedliche Reaktionen bei mir hervorgerufen. Mitleid, Ekel, Abneigung, Zuneigung....

Jean, die Witwe, soll von einer Journalistin zu einem Interview gebracht werden. Ganz England will wissen, was die Frau dieses Mannes bewegt und was sie wirklich weiß. Und genau das wollte ich auch immer wissen. Man erfährt Abschnitt für Abschnitt mehr von ihr und ihrem Leben an der Seite ihres Mannes. Sie scheint ihm immer blind vertraut zu haben und schluckte scheinbar jede seiner Lügen. Im Grunde hält man Jean schnell für ein schwaches Schäfchen, für ein Opfer. Doch irgendwann wurde sie interessanter für mich. Es gibt verschiedene Situationen, in denen man ihr auf einmal mehr zutraut. Weiß sie etwas über Bellas Verschwinden? War sie vielleicht sogar daran beteiligt? Bei ihr ist das immer ein Vor und Zurück. Mal traute ich ihr fast alles zu und dann wieder nichts. Eine spannende Figur.

Sehr gute Charaktere, eine spannende Handlung, ein mitreißender Fall! Die Witwe kann ich Euch auf jeden Fall empfehlen. Ein Buch, das schon ein wenig unter die Haut geht und ernste Themen anreißt.


Die Witwe
Fiona Barton
Roman
Wunderlich Verlag
Paperback, Seiten 426
ISBN: 978-3-8052-5097-9
€ 16,99 [D], € 17,50 [A]

Mehr Infos zum Roman gibt's HIER! Dort könnt Ihr auch gleich bestellen. ;-)


Viele Grüße vom Cocolinchen!

Mein Exemplar wurde mir von Blogg Dein Buch zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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